Als Scott Redding 2020 in der MOTUL FIM Superbike World Championship ankam, geschah dies mit großem Tamtam. Der Engländer war ein großer Name und ein großes Talent. Auf dem Papier ist Reddings WorldSBK-Lebenslauf beeindruckend: Er hat ein Dutzend Rennsiege errungen und stand bei einem Drittel seiner Starts auf dem Podium. Seine ersten beiden Jahre beendete er als Zweiter und Dritter in der Gesamtwertung, aber es sind die letzten 18 Monate, die zu den Fragezeichen geführt haben, die über seinem Kopf schweben. Sein Wechsel zu BMW im vergangenen Jahr brachte drei Podiumsplätze zur Saisonmitte mit sich, doch mit dem 15. Platz in der WM-Wertung ist klar, dass Redding nicht die erwartete Leistung gebracht hat. Der britische Lauf an diesem Wochenende markiert die Halbzeit der Saison und könnte auch den Anfang vom Ende für Redding bedeuten.

Die Nachricht, dass Toprak Razgatlioglu im nächsten Jahr zu BMW wechselt, beherrschte im Vorfeld des letzten Rennens in Misano natürlich die Schlagzeilen. Das ganze Wochenende über war Toprak das einzige Gesprächsthema im Fahrerlager. Jetzt dreht sich die Gerüchteküche um den zweiten BMW-Platz und die Zukunft des aktuellen Teams. Da Michael van der Mark verletzt ausfällt, obwohl er bei einem Renntag in Assen wieder auf seiner Trainingsmaschine saß, wird Redding im Mittelpunkt des Interesses stehen. Der 30-Jährige liebt Donington Park und holte dort seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Es folgten Siege in den British Superbikes, aber die letztjährige Ausgabe war eines der besten Wochenenden, die er auf BMW Maschinen erlebt hat. Ein Podium und drei fünfte Plätze waren eine großartige Ausbeute, als BMW eine ganze Reihe von Upgrades an die hügelige Strecke mitbrachte.

Ob sie an diesem Wochenende etwas bewirken können, bleibt abzuwarten, aber für Redding ist es jetzt an der Zeit, zu liefern. Da die Optionen für seine Vertragsverlängerung am 15. Juli auslaufen, ist dies das letzte volle Rennwochenende, an dem er sich beweisen muss. Das einzige Ziel, das er vor Augen haben kann, ist, der beste BMW Fahrer zu werden. Wenn er unterlegen ist oder Probleme hat, werden sich die deutschen Verantwortlichen für 2023 zu Recht anderweitig umsehen. Auf der anderen Seite der Box wird der Donington-Spezialist Tom Sykes stehen. Neun Siege und fünf Pole-Positions zeigen seine Stärke auf seiner Heimstrecke, und der Weltmeister von 2013 wird versuchen, seinen Wert zu beweisen.

Scott gegen Sykes ist zwar nicht der Kassenschlager, aber es ist der Kampf, der an diesem Wochenende die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. Sykes bestreitet sein zweites Wochenende zurück im Werksteam und will beeindrucken und beweisen, dass das Puccetti-Debakel der ersten Runden, als er kaum Rennen beenden konnte, nicht den wahren Stand seines Könnens widerspiegelt. Redding wird wissen, dass ein Sieg gegen Sykes der letzte Nagel in seinem BMW-Sarg sein könnte. So oder so wird er sich seine Optionen für 2024 ansehen und da es immer wahrscheinlicher wird, dass Kawasaki an Alex Lowes festhält, könnte das bedeuten, dass die einzigen verbleibenden Optionen für ihn die Werksmannschaften von Honda und Yamaha sind. Während eines Live-Interviews bei der Dutch TT sagte van der Mark schüchtern: "Mein Teamkollege wird nächstes Jahr schnell sein..." er wirkte nicht wie ein Mann, der sich Sorgen um seine Zukunft macht. Wurde die Entscheidung bereits getroffen?

Redding wäre nicht scharf darauf, für ein unabhängiges Team zu fahren, und sein Management wird darauf bedacht sein, die Erfolge zu betonen, die er mit dem richtigen Motorrad erzielt hat. Redding will bezahlt werden und wenn er seine Brötchen nicht bei BMW verdient, wird es interessant sein zu sehen, mit wem er in Donington Park Gespräche führt. Es war bei der UK-Runde 2021, als Gerüchte aufkamen, dass Redding Ducati verlassen würde. Diese Woche könnte es eine ähnliche Geschichte sein.

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